Zeitraum: etwa 1789 – 1848
- Erfahrung komplexer Veränderungen des sozialen und kulturellen Gefüges
- Eigentlicher Raum der Selbstverwirklichung ist die innere Welt
- Merkmal: verklärt gesehene Vergangenheit, in der die menschliche Gemeinschaft noch nicht auseinander gebrochen war
- Subjektivierung des Menschenbildes
- Flucht aus der Wirklichkeit und Hang zum Mystizismus (Wunderglaube, Glaubensschwärmerei)
- Verwirklichung im Jenseits
- Abkehr von der rationell geprägten Aufklärung
- Historische Gründe
o Zeitalter der Industrialisierung
o Mechanisierung -> Maschinen ersetzten Menschen
o Urbanisierung
o Romantiker betrachten das als Verlust der Idylle
- Motive
o Ausdruck subjektiver Empfindungen
o Sehnsucht nach dem Unendlichen
o Naturbewusstsein
o Entwicklung eines Geschichtsbewusstseins
§ Interesse besonders für das Mittelalter
o Melancholisch-sentimentaler Weltschmerz
§ Melancholie = Gemütszustand von Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Depressivität gekennzeichnet
§ Sentimentalität = große Empfindsamkeit / Rührseligkeit
o Todessehnsucht
- Die Romantik knüpft an den Sturm und Drang an
- Etablierung des Volksliedes
- Deutsche Romantiker sind in der Lyrik Eichendorf, Brentano, Novalis; in der Kunst Caspar David Friedrich
„Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem gewöhnlichem ein geheimnisvolles Aussehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich es.“ (Novalis)
Beispiele für die Romantik
In der Kunst
- Caspar David Friedrich: Wanderer über dem Nebelmeer.
- Datierung: 1815
- Die Rückenfigur ist für den Betrachter zweitrangig, vielmehr widmet sich der Betrachter selbst des Naturereignisses
- Die Natur ist die Projektionsfläche für die Empfindungen und Gefühle des Betrachters
In der Lyrik
Eichendorf: Das zerbrochene Ringlein
In einem kühlen Grunde
da geht ein Mühlenrad;
Mein' Liebste ist verschwunden,
Die dort gewohnet hat.
Sie hat mir Treu versprochen,
Gab mir ein'n Ring dabei;
Sie hat die Treu gebrochen,
Mein Ringlein sprang entzwei.
Ich möcht als Spielmann reisen
Weit in die Welt hinaus
Und singen meine Weisen
Und gehn von Haus zu Haus.
Ich möcht als Reiter fliegen
Wohl in die blutge Schlacht,
Um stille Feuer liegen
Im Feld bei dunkler Nacht.
Hör ich das Mühlrad gehen,
Ich weiß nicht, was ich will,
Ich möcht am liebsten sterben,
Da wär's auf einmal still.
Interpretation „Das zerbrochene Ringlein“
- Es handelt sich um ein VOLKSLIED
o Allgemein menschliches Gehalt
o Wiederholungen
o Relativ einfache Sprache
o Deminutiv = Verniedlichung; RInglein
- Formales
o 5 Strophen á 4 Versen
o 3-hebiger Jambus
- Motive
o Mühlrad -> Unendlichkeit;
o Ring -> Unendlichkeit
o Gesprungener Ring -> Gescheiterte Liebesbeziehung im Diesseits
o Reise als Spielmann -> Darstellung der Gefühle des lyrischen Ichs (da Perspektivenwechsel) -> Flucht aus der Situation
o Reiter in der blutigen Schlacht -> wieder Flucht aus der Situation und bereits Vorahnung für den Todeswunsch; Steigerung zum Spielmann; Stille Feuer -> Verklärte Sicht der Realität
o Todeswunsch als Ausweg
o Liebe als jenseitiges Ereignis
Brentano: Brautgesang
Komm heraus, komm heraus, o du schöne, schöne Braut,
Deine guten Tage sind nun alle, alle aus.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Mußt die Mägdlein lassen stehn,
Mußt nun zu den Frauen gehn.
Lege an, lege an heut auf kurze, kurze Zeit
Dein Seidenröslein, dein reiches Brautgeschmeid.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Mußt die Zöpflein schließen ein
Unterm goldnen Häubelein.
Lache nicht, lache nicht, deine Gold- und Perlenschuh
Werden dich schön drücken, sind eng genug dazu.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Wenn die andern tanzen gehn,
Mußt du bei der Wiege stehn.
Winke nur, winke nur, sind gar leichte, leichte Wink'
Bis den Finger drücket der goldne Treuering.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Ringlein sehn heute lieblich aus,
Morgen werden Fesseln draus.
Springe heut, springe heut deinen letzten, letzten Tanz.
Welken erst die Rosen, stechen Dornen in dem Kranz.
Dein Schleierlein weht so feucht und tränenschwer,
Oh, wie weinet die schöne Braut so sehr!
Mußt die Blümlein lassen stehn,
Mußt nun auf den Acker gehn.
Interpretation „Brautgesang“
- Es handelt sich NICHT um ein VOLKSLIED
o Es ist nicht singbar
- Vorstellung von der Liebe hier: Liebe = Ehe
- Starke Dominanz des Mannes, Frau muss sich fügen
- Ehe ist für die Frau negativ
- Zwanghafter und unfreiwilliger Charakter der Hochzeit
- Verwendete Imperative drücken Zwang aus
- Besondere oder Typische verwendete stilistische Mittel
o Interjektion (Ausruf)
o Metapher
o Chiasmus (Überkreuzstellung von Wörtern oder Satzteilen)
- Die Frau tut nichts aus freien Stücken, vielmehr muss sie zu jedem Schritt aufgefordert werden.
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